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Chain Reaction - Eine nach der anderen

Beim 2. Berliner Nachwuchs Cup ergab sich die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Gizem und Seden Bugur, den beiden erfolgreichsten Sportlerinnen unseres Verbandes. Sie sind in Berlin aktuell die einzigen Athletinnen, die sich auf internationalem Karate-Parkett behaupten können.


Die beiden sind familiär stark geprägt. Der Vater ist der Karate-Weltmeister Veysel Bugur, der in Berlin den Sportclub Banzai gegründet hat und den er seit vielen Jahren neben seinem Beruf führt. Die große Schwester Duygu errang im Jahr 2014 bei der Weltmeisterschaft Silber im Kumite und wurde so zum Vorbild für Gizem (24jährig), die es nach den sportlichen Leistungen ihrer Schwester ebenfalls wissen wollte.

Die jüngste im Bunde, Sedem (20 Jahre alt), wollte nach den Erfolgen von Gizem nicht nachstehen und stieg energisch ins Wettkampfgeschehen ein. Familienvorbilder allein reichen nicht aus, können in ungünstigen Konstellationen sogar kontraproduktiv wirken.



Hier haben es die Eltern offenbar geschafft, zwischen den Kindern keine Konkurrenzen aufzubauen, sondern ein liebevolles Miteinander zu gestalten. Man glaubt es sofort, wenn man Gizem und Seden zusammen erlebt, aber auch nach den vielen Beobachtungen, die man über die vielen Jahre bei Turnieren machen konnte. Die Familie tritt immer gemeinsam auf- der Vater und Coach mit den Töchtern und dem Verein im Vordergrund, die Mutter im Hintergrund auf den Tribünen der jeweiligen Sportstätten und als unermüdliche Unterstützerin und Helferin ihrer Kinder. Den Vater als Coach zu haben, gibt den Schwestern viel Sicherheit, sie fühlen sich geborgen und wissen, dass er sie genau kennt.






Wichtig ist am Ende jedoch eine Disziplin mit der das wöchentliche Training von 12-13 Stunden absolviert wird. Angefangen haben Gizem und Seden mit Judo, wofür sie jedoch keine Leidenschaft entwickelt haben, was ihnen aber gewisse Grundlagen, vor allen Dingen mit Fallübungen geboten hat. Inzwischen trainieren die beiden neben Karate auch regelmäßig ihre Athletik und die Kraft. Dabei haben sie das Glück, dass Ricardo Giegler ihr Personal Trainer ist, der es ebenfalls bis in die Karate-Weltspitze geschafft hatte. Einen Athletik Trainer zu haben, der weiß, worauf es beim Karate ankommt, empfinden die Schwestern als absoluten Vorteil. Ein Tag in der Woche ist Trainingspause. Diese Zeit nutzen sie u.a., um sich mit Freunden zu treffen und auszugehen. Seden fotografiert außerdem in ihrer Freizeit regelmäßig, nachdem ihr Freunde einen guten Blick für Motive bestätigt haben.


Im Moment ordnen die Studentinnen ihre Studien dem Karate unter, was sich in Anbetracht der Anforderungen nicht vermeiden lässt. Nach der Ferienzeit werden beide zunächst für zwei Wochen ein Trainingslager in Hong Kong besuchen. Dazu wurden sie vom dortigen Nationalteam eingeladen. Das ist eine hervorragende Gelegenheit, gemeinsam mit den Besten der Welt zu trainieren. Anschließend geht es gleich in ein einwöchiges Trainingslager des Deutschen Kaders. Das sind die Unternehmungen, die den beiden neben dem eigentlichen Sport zusätzlichen Spaß bereiten. Man kommt weit herum, lernt andere Menschen aus allen Teilen der Welt kennen. Das ist aber auch der Part, der aus dem Spaß etwas Ernst werden lässt. Die Sportlerinnen sind sich bewusst, dass sie mit der Kaderzugehörigkeit im Deutschen Karate Verband ihr Land repräsentieren. Ich finde es sehr schön, dass sie es so betrachten und denke, dass es ungefähr ihre leichteste Übung sein dürfte. Bessere Botschafterinnen eines Landes kann ich mir kaum vorstellen.

Die nächsten sportlichen Ziele in diesem Jahr von Gizem und Seden sind die Premium League in Dublin, die Playoffs in der Bundesliga und für Gizem natürlich die Senioren Weltmeisterschaften, die in Budapest stattfinden.


Gizem befindet sich im Masterstudium zur Grundschullehrerin in den Fächern Deutsch, Mathe und Sachkunde. Doch die Schule wird noch etwas warten müssen, erst möchte Gizem den guten Lauf in ihrem Sport weiter den Vorrang geben. Seden studiert im 4. Semester Wirtschaftskommunikation und auch sie konzentriert sich zunächst vorrangig auf das Karate. Am Ende ändert das momentane sportliche Engagement nichts daran, dass das Studium absolute Priorität für beide hat. So toll das Karate ist, bietet es für sie keine adäquate Berufsperspektive.

Die Schwestern betonen, dass sie von den Eltern keinerlei Druck bekommen. Weder im Sport noch im Studium. Sie sehen das als wesentliche Voraussetzung für ihre guten Leistungen an und wie es aussieht, braucht sich niemand Sorgen um die Zukunft der jungen Frauen zu machen.


Verf.: Brigitte Benjes


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