top of page

Kinder im Karate, in Kita und Schule


Besuch beim Takuan im Hellersdorfer Athletik Club Berlin (ACB) am 19.04.2023


Mit Fragen zum Thema Kita/Schule und Sport im Hinterkopf besuchte ich wieder zwei Trainingseinheiten, die von Kathrin Brachwitz angeleitet wurden.


Die erste Kindergruppe ging vom Weißgurt bis zu Orange, die zweite Gruppe von Orange bis zum Blaugurt. In einer der Gruppen befanden sich zwei Kinder, die in ihrer Hörfähigkeit stark eingeschränkt sind. Da eines der Kinder ein Hörgerät trägt, wird die Gruppe dazu angehalten, sich ruhig zu verhalten, da sonst das Gerät übersteuert. Das klappte erstaunlich gut. Ich erfuhr erst nach dem Training von der spezielleren Situation, woraus man vielleicht schließen kann, dass die Inklusion während dieses Trainings funktioniert.

Die obligatorische Tobephase fiel ziemlich kurz aus. Mit dieser Feststellung befanden wir uns nach dem Training bereits im Schulgespräch. Da die Kinder die unterschiedlichsten Schulen mit ausdifferenzierten Schwerpunkten besuchen, die häufig erheblich vom Wohnort entfernt sind, bleibt für den Vereinssport nur ein kleines Zeitfenster am Nachmittag. Somit wurden im ACB teilweise die Trainingszeiten gekürzt und der Fokus mehr auf die eigentlichen Trainingsinhalte gelegt. Immerhin ist es möglich, sich von nachmittäglichen Schul-Arbeitsgemeinschaften befreien zu lassen, wenn Vereinstraining nachgewiesen werden kann. Trotzdem bleibt das Problem, dass kaum talentierte Kinder in den Wettkampf- oder sogar Leistungssport zu bekommen sind, wo vermehrtes Training notwendig wäre. Selbst zwei Trainingseinheiten wöchentlich werden im anspruchsvollen Schulalltag häufig zu viel. Spätestens in der Adoleszenz tun die Verlockungen der Großstadt das Übrige, um die Kinder und Jugendlichen vom geordneten Sportgeschehen wegzulocken.


Erschwerend für eine Entwicklung im Leistungssport empfindet Kathrin Brachwitz die Tatsache, dass man in den Vereinen kaum aus einem Fundus von Bewegungstalenten schöpfen kann. In der Schule werden ihrer Ansicht nach viel zu wenige Grundbewegungsmuster erlernt. Rennen, Hopsen, Springen, Rollen etc. finden zu wenig statt, sodass den Vereinen unabhängig von ihrer eigentlich sportlichen Ausrichtung Grundlagentraining zukommt.



Ich hoffte, von Kathrin etwas über die Hindernisse bei der Gründung von Kita-Gruppen zu erfahren. Da war ich an der falschen Adresse. Hier gründet sich das von selbst. Eltern von älteren Kindern fragten im Verein nach der Möglichkeit des Karateunterrichts für die kleinen Geschwister. So kam die erste Gruppe für Kinder in der Altersgruppe von drei bis sechs Jahren zustande und inzwischen ist auch die zweite Kita-Gruppe voll belegt. Gelehrt werden Koordinationsübungen, Bälle fangen, Hampelmann mit Karatetechniken, Techniken im Stand und auf japanisch bis 10 zählen. Am Ende des Kurses finden Prüfungen zum 9. Kyu statt, allerdings ohne Partner*innen-Übungen. Das Training für diese Altersgruppe wird beim ACB mit zwei Personen durchgeführt. Ein*e Trainer*in übernimmt mehr die Betreuung, der/die andere Trainer*in den sportlichen Teil.


In diesem Zusammenhang kommt Kathrin Brachwitz auf das Anliegen zu sprechen, welches sie zur Zeit gerade besonders umtreibt: Wie wird das Ehrenamt honoriert und gewürdigt? Reichen da die aktuellen Maßnahmen aus? Welche Anreize können geschaffen werden, um mehr Menschen zu bewegen, ehrenamtlich tätig zu werden? Bemüht man die Statistik, kommt man allerdings zu erstaunlichen Zahlen:

Die Deutschen leisten ca. 4,6 Milliarden Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Jahr. Die Zahlen der Ehrenamtler bewegen sich seit Jahren auf einem hohen Niveau (ca. 40% der Gesamtbevölkerung) und Frauen und Männer sind etwa gleichermaßen im Ehrenamt vertreten (BMFSFJ, 2021).

Nun, mit Zahlen ist das immer so eine Sache, es werden jetzt wohl jeweils weniger Arbeitsstunden aufgewendet und vermutlich ist der Bedarf am Ehrenamt in den letzten Jahren gestiegen. Das nur einmal zur Relation, jedenfalls wurde bei der letzten Vereinsfahrt der Karategruppe des ACB wieder allerhand Ehrenamt geleistet oder einfach liebevolle Zuwendung, indem man den Kindern Mensch-ärgere-dich-nicht beibrachte oder am Abend Geschichten vorlas. Ein wichtiges Engagement, das in jeder Hinsicht einer großen Anerkennung bedarf.


Verf.: Brigitte Benjes


Quelle: BMFSFJ (2021, 18. März). Zahlen, Daten, Fakten zur Entwicklung des freiwilligen Engagements in Deutschland. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/zahlen-daten-fakten-zur-entwicklung-des-freiwilligen-engagements-in-deutschland--176840




bottom of page