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Besuch beim Verein Zanshin in Zehlendorf am 08.06.2023


Den in Brasilien gebürtigen Felipe Tsoy zog es ursprünglich ins schöne Schweden, um dann schließlich über Freunde in Deutschland anzulanden. Da ihm vier bereits absolvierte Semester in Publizistik an der Berliner Uni anerkannt wurden, entschied er sich, diesen Studiengang weiterzuführen, um später mit dem MBA weiterzumachen und abzuschließen. Es traf sich noch gut, dass Felipe seine spätere Ehefrau kennenlernte, die aus Taschkent nach Berlin gekommen war. Beide träumten davon, nach Kanada auszuwandern und nach einer geraumen Zeit, in der Felipe im Bereich der Public Relations und im Marketing tätig war, durften sie sich in Kanada niederlassen. Es wurde dann Winnipeg im Bundesstaat Manitoba. Naja, da gibt es eine Menge Weizen. Leider aber nicht soviel Einkommen, um mit Anstand den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Das Gesundheitssystem erwies sich auch nicht als optimal. Um ein Kind reicher und die Ersparnisse ärmer kehrte die Familie mit „nada“ nach Berlin zurück. Während des Kanada-Aufenthaltes stellte Felipe außerdem fest, dass er im Denken und Fühlen reichlich zum „Deutschen“ mutiert war.

Der Neuanfang in Berlin gelang erfreulich gut. Felipes Ehefrau fand sofort einen Job, Felipe nahm erfolgreich Kontakt zu seinem alten Chef auf und eine Wohnung wurde schließlich auch in Reinickendorf gefunden. Eine-Wohnung-finden gilt in Berlin nun als Sechser im Lotto, der Wohnort stellt für die Familie jedoch inzwischen ein logistisches Problem dar, da die diversen Anlaufpunkte mehrheitlich im Süden der Stadt liegen.


So verhält es sich auch mit dem Trainingsort des Vereins Zanshin, der wunderbar in der Sporthalle der Sancta Maria Schule seinen Platz hat. Es handelt sich dabei um eine Schule für Schülerinnen und Schüler mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten „Lernen“ und „Geistige Entwicklung“. Da Felipe, der durch den Vater bereits von Kindesbeinen an in Karate unterwiesen wurde, schon in Kanada Kinder mit ADHS und Autismus unterrichtet hatte, konnte er sich gut in die Arbeit an der Schule einfinden und im dortigen Sportunterricht Karate lehren. Im Verein wird unabhängig von der Schule ebenfalls eine Trainingseinheit für Menschen mit Einschränkungen angeboten.


Vor einiger Zeit hat Felipe den die Kampfkunstschule Zanshin vollständig übernommen und widmet sich inzwischen ganz den Aufgaben als Trainer. Aus der Schule heraus gründete er außerdem den Verein, um am Verbandsleben teilnehmen zu können.

Das Trainingsangebot an bisher drei Tagen wöchentlich ist breit gefächert- vom Grundlagentraining hin bis zum Wettkampftraining und ein Tag in der Woche ist ganz dem Goju-Ryu gewidmet. Die Mitgliederzahlen des Vereins entwickeln sich ganz erfreulich und somit ist Felipe auf der Suche nach einer weiteren Trainingsstätte für den Verein, die idealerweise noch besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein sollte. Neben den regelmäßigen Vereinsaktivitäten bietet Felipe Kurse u.a. in der Selbstverteidigung an oder themenbezogene Sommercamps.

Der Verein ist sehr aktiv in Sachen Wettkampfreisen und beteiligt sich außerdem an der Ausrichtung von Turnieren in Berlin.


Bemerkenswert war der Einsatz Felipes nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine. Unter dem Motto „Karate fights back!“ organisierte er ein ganztägiges Online-Karate-Seminar unter Beteiligung von Kampfkunst-Könnern mit dem Ziel, Spenden für die in Berlin ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine zu sammeln. Logischerweise strandeten dann auch Karateka, die aus der Ukraine geflüchtet waren, bei Zanshin zum Training, zumal Felipe Training in russischer Sprache anbieten konnte. Mit einem Anbieter für Kampfsportbekleidung gelang Felipe außerdem ein Deal für den Erwerb von Gis zum Einkaufspreis, die an die Neuankömmlinge weitergegeben werden konnten. Mit zunehmendem Deutsch-Unterricht fand im Verein auch wieder das gesamte Training deutschsprachig statt und die Menschen aus der Ukraine haben inzwischen in mehreren Berliner Vereinen wenigstens eine sportliche Heimat finden können.

Mit Felipe und dem Verein Zanshin hat der Berliner Karate Verband einen echten Aktivposten dazu gewonnen und die Zusammenarbeit mit diesem Verein verspricht, spannend zu werden.


Verf: Brigitte Benjes






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